Geschichtliches Hintergrundwissen

1. Die Entwicklung

RAAF Macchi MB-326 A7-047 in flight, off Fremantle during a flypast of Australian aircraft carrier HMAS Melbourne, circa August 1980; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:RAAF_Macchi_MB-326_No_A7-047_1980.jpg

Die MB-339 entstammt einer Reihe von Flugzeugentwürfen des Flugzeugingenieurs Ermanno Bazzocchi für die Aeronautica Macchi of Varese wie der MB-308, MB-323 und schließlich im Jahr 1954 der MB-326, einem leichten Strahltrainer, von dem insgesamt über 800 Stück gebaut wurden. Hieraus leitet sich auch das Modellkürzel MB ab: Macchi Bazzocchi.

Die MB-326 wurde über Jahrzehnte durch die italienische Luftwaffe für die ersten beiden fliegerischen Ausbildungsabschnitte, initial und basic, sowie durch Alitalia für die Grundschulung ihrer Piloten sehr erfolgreich als zweisitziger Trainer eingesetzt. Exportkunden rund um die Welt folgten. 

Mitte der siebziger Jahre entschied sich Macchi, einen Nachfolger für die MB-326 zu entwickeln: die MB-339. Die erfolgreichen Designmerkmale des Vorgängers wurden beibehalten aber grundlegend weiterentwickelt, um einen modernen Trainer mit guter Sicht, verbesserter Performance und aktueller Avionik bei gleichzeitig begrenzter Komplexität anbieten zu können.

Die MB-339 ist ein einfacher ab-initio Trainer mit Doppelcockpit und der Fähigkeit zur Luftnahunterstützung (CAS). Der hintere Piloten-/Instruktorensitz ist erhöht, um bessere Sicht über den vorderen Piloten hinweg zu ermöglichen. Angetrieben wird die MB-339 von einem R.R.-FIAT Viper 632-43 Turbojet Triebwerk mit 17,8 kN Schub, einem einfachen, günstigen und robusten Triebwerk der R.R. Viper Serie. 

Gegenüber der MB-326 wurde die Struktur der Tragflächen verstärkt. Die Flugsteuerung verfügt über teilhydraulisch angesteuerte Querruder sowie mechanische Höhen und Seitenruder. 

Die MB-339 verfügt über ein für die damalige Zeit modernes, elektronisches Avioniksystem mit moderner Instrumentierung mit ADI, HSI und Flight Director.

Die besondere Performance zeigt sich insbesondere in den Start- und Landeeigenschaften mit geringen Mindestgeschwindigkeiten und kurzen Start- und Landestrecken (siehe Abschnitt Technische Daten). Darüberhinaus kann die MB-339A an sechs Unterflügelstationen bis zu 1.815 kg an Bewaffnung tragen.

Im Sommer 1976 erfolgte der Erstflug mit dem Prototypen MB-339X durch Commander Franco Bonazzi. Es wurden ein weiterer Prototyp zur Flugerprobung sowie ein dritter für Belastungs- und Ermüdungsversuche produziert.

Im Juli 1978 erfolgte dann der Erstflug der Produktionsversion (“A”). Erster Exportkunde war Argentinien mit einer Bestellung über 10 Flugzeuge im Jahr 1980. Es folgten Peru mit der “AC”-Version, Malaysia mit der "AM"-Version, Nigeria und Ghana mit der "AF"-Version und Dubai mit der "NAT"-Version (National Aerobatic Team). 

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Aermacchi_MB-339_1_(4686447468).jpgIm Jahre 1982 wurde offiziell die “PAN”-Version eingeführt, welche die Fiat G-91 der 313th AA Group of Rivolto in Italien ersetzte. Dies ist die wohl bekannteste Version der MB-339, da sie seit vielen Jahren das Muster ist, auf welchem die Frecce Tricolori, die nationale italienische Kunstflugstaffel, weltweit ihre Vorführungen absolviert.

Darüberhinaus gab es eine spezielle weitere Version, die MB-339K Veltro II, eine Single Seat Jägerversion der MB-339. Sie flog erstmalig am 30. Mai 1980 und konnte für operationelles Training, taktische Unterstützung und Bodenangriff eingesetzt werden.

1988 wurde schließlich eine verbesserte Version “C” der MB-339 eingeführt. Sie verfügt über größere Treibstoffkapazität (von der MB-339B übernommen), ein stärkeres Triebwerk R.R.-FIAT Viper 680-43 sowie modernisierte Avionik mit HUD, HOTAS, INS-Navigation, Radar, sowie modernisierten Navigations- und Waffenrechnern.

Im Jahr 1990 erfolgte die erste Bestellung der “CB”-Variante durch Neuseeland. Diese Luftfahrzeuge wurden u.a. für Laserzielbeleuchtung, Radar detection und als Plattform für die AIM-9L und AGM-65 Maverick eingesetzt und werden noch heute durch die US-amerikanische Firma “Draken International” betrieben.

Eritrea, Malaysia und -erneut- Neuseeland platzierten in 1991 weitere Exportbestellungen für die “CE”-, “CM”- und erneut “CB”-Varianten.

Die letzte Variante der MB-339 war die “CD”, welche am 24.04.1996 ihren Erstflug absolvierte. Dieses Modell steht für die Anpassung der Piloten-Luftfahrzeug Schnittstelle an aktuelle Maßstäbe. Die Avionik dieses Modells wurde substanziell modernisiert und digitalisiert. Es verfügt über drei Multifunktionsbildschirme, ein HUD für jeden Piloten, ein modernes HOTAS System, sowie ein IRS und einen Missionsrechner. Zusammen mit einem erneut stärkeren Antrieb ermöglicht die MB-339CD die Schulung von Piloten für die neueste Generation von Hauptwaffensystemen. Die Exportversion der MB-339CD trägt die Modellbezeichnung “FD” für “Full Digital”.

Im April 1997 erreichte Aermacchi die Zahl von 200 ausgelieferten Flugzeugen der Modellreihe MB-339.

Die MB-339 ist das letzte Modell der Aeronautica Macchi Serie. Im Juli 2003 wurde Aeronautica Macchi mit Finmeccania zusammengeführt und in Alenia Aermacchi benannt. Anfang 2016 ging Alenia Aermacchi schließlich im Sektor Aeronautics der Leonardo S.p.A. auf.