Der Flugplatz: Aufbau, Verkehrsregeln und Abläufe

2. Verhalten am Flugplatz, Abläufe

2.6. Platzrunde

Die Platzrunde ist ein standardisiertes Verfahren für den An- und Abflug von Flugzeugen, die nach Sichtflugregeln (VFR) fliegen und auf einem Flugplatz landen, der über keine Flugverkehrskontrolle (Fluglotse) verfügt. Folgendes wird mit der Platzrunde erreicht:

  • Der Verkehrsfluss für startende und landende Flugzeuge wird geordnet.
  • Der Pilot erhält eine Übersicht über den Flugplatz, dessen Status, die Umgebung und andere Luftraumteilnehmer.
  • Er nutzt ein bekanntes Verfahren, dass ihm Zeit gibt, alle Landevorbereitungen zu treffen, und dessen Ablauf ihm nach einiger Übung in Fleisch und Blut übergeht.
  • Durch die Funkmeldungen werden andere Luftraumteilnehmer auf ihn aufmerksam und können auf ihn reagieren.

Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO von englisch International Civil Aviation Organization) hat die Standard-Platzrunde definiert. Im Ausland gilt diese meistens als Standard. In Deutschland und Österreich haben Flugplätze in der Regel neben den normalen Anflugkarten auch spezielle Anflugkarten auf denen der Flugweg und die Höhe der Platzrunde eingezeichnet ist.

Für einen Anfänger ist es eine Herausforderung, eine saubere Platzrunde zu fliegen, da viele Schritte dabei abgearbeitet werden müssen. Das Platzrunden-Training stellt aber einen wichtigen Bestandteil der Pilotenausbildung dar. Er benötigt dabei alle wichtigen zu erlernenden Fähigkeiten. Wenn ein Pilot sich mit einem neuen Flugzeug vertraut macht, werden als erste Flugübung immer Platzrunden geflogen. Die dort erlernte Routine kann im Notfall (nicht nur) das eigene Leben retten.

Falls nicht explizit anders angeordnet wird die Platzrunde immer linksrum, also gegen den Uhrzeigersinn geflogen. Ihre Form ist an Land meist rechteckig and auf See Rennbahnförmig.

El Grafo (talk) - Airfield_traffic_pattern.svg, CC BY-SA 2.5

Die Platzrunde besteht aus fünf Teilen:

  • Start und Abflug
  • Querabflug
  • Gegenanflug
  • Queranflug
  • Endanflug

Start und Abflug

Dies ist die erste Phase der Platzrunde. Sobald das Fahrwerk den Kontakt zum Boden verliert, beginnt der Steigflug. Dabei wird der aktuelle Kurs beibehalten.

  1. Wenn eine sichere Steiggeschwindigkeit erreicht ist, wird das Fahrwerk eingezogen. Dies verringert den Luftwiederstand und führt zu einer höheren Geschwindigkeit, bzw. einer besseren Steigrate.
  2. Bei einer Höhe von 500 ft AGL (Feet Above Ground Level), d. h. ca. 150 m über Grund, werden die Klappen eingefahren und der Landescheinwerfer ausgeschaltet.
  3. Der Mindestabstand zur Startbahn, bevor in den Querabflug abgedreht werden sollte, ist 1,5 km. Dies ist für schnelle Flugzeuge aber zu wenig. Daher gibt es eine zweite Regel, nach der man für mindestens 30 Sekunden Flugzeit den Kurs beibehalten sollte. Dann wird in den Querabflug abgedreht oder der Abflug zum Zielflughafen durchgeführt.

Querabflug

Der Kurs für den Querabflug ist 90° nach links versetzt zum Kurs der Startbahn. Daher hat er seinen Namen. Man fliegt von der Startbahn aus gesehen "quer ab". Dabei steigt man weiter bis auf die vorgegebenen Platzrundenhöhe (Standard 1.000 ft AGL, ca. 300 m über Grund). Der Kurs im Querabflug wird ca. 1,5 km beibehalten. Dann dreht man in den Gegenanflug ab.

Gegenanflug

Im Gegenanflug fliegt man entgegengesetzt zur Landebahnrichtung. Die Platzrundenhöhe wird gehalten und die Geschwindigkeit so weit reduziert, dass man die Klappen ohne Beschädigung ausfahren kann (normalerweise zwischen 60 und 150 kts). Diese Geschwindigkeit hängt natürlich vom Flugzeug ab. Auch die Angabe, wie weit die Klappen ausgefahren werden sollen, ist je nach Flugzeug unterschiedlich. Durch Ausfahren der Klappen wird der Auftrieb verstärkt, aber auch der Luftwiederstand erhöht. Der Aufwärtsbewegung muss u. U. entgegengewirkt werden, um die Höhe beizubehalten. Der höhere Luftwiederstand kann, je nach Geschwindigkeit, zum Bremsen verwendet oder muss durch mehr Motorleistung ausgeglichen werden. Während des Gegnanflugs wird die Checkliste "vor der Landung" ausgeführt, die u.a. folgendes enthält:

  • Fahrwerk ... ausfahren
  • Klappen ... ausfahren
  • Landelichter ... einschalten

Der Gegenanflug verläuft parallel zur Piste im entgegen gesetzten Kurs (d. h. 90° versetzt zum Querabflug und 180° versetzt zum Landebahnkurs). Dieser Kurs wird beibehalten, bis die Landebahn im 45°-Winkel nach hinten (linke Schulter des Piloten) zu sehen ist. Jetzt dreht man in den Queranflug ein.

Queranflug

Im Queranflug soll die Geschwindigkeit (abhängig vom Gewicht) und die Höhe (auf 150 m) verringert werden. Die letzten Landevorbereitungen werden vorgenommen, d. h. Klappen voll ausfahren (falls nicht bereits geschehen). Dann wird der Kurs wieder um 90° korrigiert und es geht in den Endanflug.

Endanflug

Im Endanflug beginnt man mit einem kontinuierlichem Sinkflug, der gerade auf den Aufsetzpunkt führt. Das Flugzeug ist dabei ruhig zu halten. Dies wird dadurch erreicht, dass man den Landepunkt an der gleichen Stelle in der Windschutzscheibe behält. Die richtige Fluggeschwindigkeit muss eingehalten werden, damit das Flugzeug nicht instabil wird oder beim Aufsetzen zu schnell ist. Die Sinkrate muss passen, damit das Flugzeug nicht zu hart aufsetzt oder den Aufsetzpunkt verpasst.Dies erreicht man durch Anpassung des Schubs.

Manche Flugplätze verfügen über eine optische Signaleinrichtung, die Auskunft über den richtigen Winkel gibt. Der Endanflug mündet in die Landung.

Touch-and-Go

Wenn man mehrfach hintereinander Platzrunden drehen möchte, wird beim Touch-and-Go das Flugzeug nicht komplett gebremst, wenn das Fahrwerk den Boden berührt. Statt dessen wird der Schub wieder erhöht, die Klappen in Startposition gebracht und, ohne anzuhalten, sofort erneut gestartet.

Einflug in den Luftraum des Zielflugplatzes

Fünf Minuten bevor man im Luftraum des Zielflugplatzes eintrifft, kündigt man sich per Funk an. Sobald man ankommt, geht man in den Gegenanflug über.

Besonderheiten

    Schnelle Flugzeuge behalten den Kurs nach dem Start bis zum Abdrehen in den Querabflug länger bei. Dies gilt auch für den Gegenkurs im Gegenanflug bis zum Abdrehen in den Queranflug. Als Regel gelten hier ca. 30 Sekunden nach dem Passieren der Landebahnschwelle um einen ausreichenden Abstand zur Landebahn zu erreichen.

      Weitere Informationen