Grundlagen für Funk und Kommunikation

3. Die goldenen Regeln

3.3. Bezugspunkt und Relation

By Saschaporsche [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], from Wikimedia CommonsDie beste Funkmeldung ist nichts wert, wenn nicht klar ist auf welche Position sich die Richtungsangabe bezieht.

Ein Beispiel: Jemand hat sich verflogen und meldet dem Tower "Ich bin links von der großen Stadt".

Eigentlich ganz einfach, denkt man zunächst. Dummerweise kann er überall sein, da nicht bekannt ist welchen Kurs er fliegt. Fliegt er nach Süden und hat die Stadt links, dann ist er wohl eher im Westen der Stadt. Fliegt er aber selbst nach Norden und hat die Stadt links, dann ist er im Osten der Stadt. Und zudem ist noch nicht klar, welche Stadt er eigentlich meint.

Es ist daher für den Empfänger der Funkmeldung sehr wichtig zu wissen, aus welcher Position heraus die Richtungsangabe des Meldenden zu verstehen ist.

Ein weiteres Beispiel: Ein Pilot meldet, dass im Osten viele Feindflugzeuge zu sehen sind.

Wiederum vermeintlich präzise und doch sehr ungenau. Erstens wer hat das gemeldet und wo ist derjenige? Und selbst von da aus ist Osten ein weiter Begriff: wie weit im Osten? Und ist er eher südlich und von da im Osten oder eher nördlich und von da aus betrachtet im Osten.

Wie wir sehen ist es wirklich wichtig präzise zu kommunizieren wo man selber ist und in welcher Richtung etwas passiert. 

Nächstes Beispiel: "2 für 1, Kontakt auf 3 Uhr hoch nah."

Ein Wingman meldet seinem Rottenführer einen Kontakt rechts oberhalb und recht nah. Das klingt zunächst ebenfalls sehr präzise, setzt aber zwingend voraus, dass beide denselben Kurs und auch nicht weit hintereinander fliegen, was selbst bei gut eingespielten Rotten nicht immer der Fall sein wird.

"2 für 1, ein Kontakt auf deiner 3 Uhr, hoch nah." Das ist schon wirklich präzise, setzt aber voraus, dass der Wingmen gut schätzen kann und die Postion des Kontaktes aus Sicht seines Rottenführers abschätzt.

Um es kurz zu machen, es gibt kein Allheilmittel für dieses Problem, zumindest nicht auf reiner Funkbasis.
Moderne Jagdflugzeuge können Feinde per Radar orten und untereinander die Positionen der eigenen Flugzeuge als auch der erkannten Kontakte per Datenlink ständig austauschen und aktuell halten. Damit sieht jeder Pilot mit einen Blick auf seine Instrumente und Anzeigen, was um ihn herum los ist.

Bullseye

Mit Jagdflugzeugen aus der Zeit vor ca. 1980 ist das nicht möglich. Hier hilft nur präziser Funkverkehr und ein der Situation angepasster Bezugspunkt. Als ein übliches Verfahren hat sich das sogenannte Bullseye herausgestellt. 

Das Bullseye ist ein definierter Bezugspunkt den nur die eigene Truppe kennt. Man könnte dafür jeden markanten Punkt auf der Karte nehmen z.B. einen Stadtnamen, hört der Feind den Funk mit ist er aber bestens informiert. Daher nimmt man die neutrale Bezeichnung Bullseye auch wenn die Stadt der Punkt ist. Nun hat der Feind keine Ahnung wo das Bullseye ist und wie die abgehörten Funksprüche zu deuten sind.

Alle Angaben beziehen sich auf diesen einen Punkt. In einem großen Einsatzgebiet kann das mit zunehmender Entfernung vom Bullseye aber auch ungenau werden, da die Winkeleinteilung dann zu grob ist. Moderne Jagdflugzeuge können mit dem Radar einen Kontakt suchen und haben damit eher kein Problem. Alte Flugzeuge ohne Radar müssen sich auf die Augen des Piloten verlassen. Je weniger Luftraum er absuchen muss, umso besser. Hier hat sich bewährt, mehrere klar definierte Bezugspunkte in einem Einsatzgebiet zu haben und dann den naheliegendsten zu nutzen.

Diese Thema wird in der Praxis für den Luftkampf sowohl im WWII als auch in Korea und selbst in modernster Zeit eine ganz wesentliche Rolle spielen und daher später in einem weiteren Theorieteil vertieft. Für den Moment wollen wir es dabei belassen die Problematik als solche zu erörtern.